Was für ein Tag

Was für ein Tag.
Der Tag danach.
Es ist unendlich schwer.
Julias Bruder hat heute geweint,
wie wir Eltern die Wochen nach der Diagnose.
So gut kann ich mich erinnern,
an unser Schluchzen,
ans nicht mehr aufhören können.
Ans einander festhalten.
Ans trösten.
Daran,
keine Worte zu finden.

Und heute,
war er dran.
Ich glaube,
er hat erstmals das Ausmass erkannt.
Das tut mir am allermeisten weh.
Ganzganz fest.
Für ihn.
Er ist unglaublich
und muss schon viel zu viel mitansehen,
was ein Kind nicht sollte.
Wir haben geredet.
Und uns festgehalten.
Geweint und geflucht.
Ich bin noch immer sprachlos
über das Gesehene.
Über das Erlebte.
Wie soll denn
ein Kind das verarbeiten,
wenn ich es schon kaum kann.
Ich habe ihm gesagt,
ich hätte darüber schreiben müssen.
Gestern.
Und ich hätte geflucht.
Ganz fest.
Und er hat mich angeschaut
und ich habe gesagt:
"Manchmal ist fluchen erlaubt.
So richtig."
Und er hat gesagt:
"Es ist einfach nicht fair,
dass sie so sein muss."
Und wir haben geweint.
Beide miteinander.
Und dann,
haben wir beschlossen,
dass uns nur noch NHL gamen
an der Playstation ablenken kann.
Und das haben wir dann gemacht,
also er,
ich checks nicht,
aber das ist ja nicht so wichtig,
ich bin ja das Mami
und nicht der Papi.
Und jetzt ist wieder gut.
So gut wie es eben sein kann.
In einem Leben,
das so anders ist,
das soviel Liebe erfordert.
Aber auch soviel Liebe gibt.
"Wir sind eine starke Familie
und haben uns gern",
hat er noch gesagt.
Meine Güte,
habe ich gedacht,
er ist doch erst zehn
und hat das wichtigste
schon begriffen.
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Text: Melanie Della Rossa - 14. Mai 2016
ein Tag nach gestern
aber lies selber.

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Der Weg mit unserem Sturmkind Julia,
geboren mit dem Angelman-Syndrom.

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