Wenn ein Tag nur besser werden kann...

Wenn ein Tag nur besser werden kann...
Ein Morgen bei uns zu Hause.
Vermutlich so streng,
wie für viele
mit einem fast 9-jährigen Kind
unvorstellbar.
Der ganze Morgen
von 05.20 Uhr bis 07.45 Uhr
durchgeplant und strukturiert.
Alles hat seinen Ablauf
und braucht seine Zeit.

Julia ist komplett unselbstständig
und braucht für alles Hilfe.
Jeder meiner Handgriffe sitzt.
Jede Handlung hat seinen Sinn.
Braucht seine Zeit.
Ist genau geplant.
Und wenn dann
an so einem Schultag,
draussen Neuschnee liegt
und zwar nicht wenig
und die kleine Strasse vor dem Haus
noch nicht geräumt ist,
weil es sosehr schneit
und zuerst die Hauptstrassen drankommen,
was ich total verstehe,
dann beginnt der Morgen so,
dass ich zusätzlich gefordert bin.
Bis Skianzug, Handschuhe
und Kappe angezogen sind,
bin ich reif
für die zweite Dusche des Morgens.
Aber... Noch weiss ich nicht,
wie der Morgen noch werden wird;
alles scheint einigermassen normal.
Für uns.
Der ganz normale Wahnsinn eben.
Wenn ich dann Julia im Rollstuhl
durch den Schnee versuche,
die Strasse hochzuschieben und merke,
dass ich keine Chance habe,
und dankbar bin,
dass sie mobil genug ist,
an meiner Hand langsam durch den Schnee
nach oben zu stapfen,
und ich auch den leeren Rolli
kaum durch den Schnee bekomme,
(ja genau...
da war doch noch etwas
mit meinem Rücken ...)
und ich noch dankbarer,
endlich oben an der Strasse
mit unserer unendlich erstaunten Julia ankomme,
um da auf den Fahrdienst für die Schule zu warten,
der normalerweise bis vors Haus fährt,
und wir warten
und warten
und nach mehr als 20 Minuten warten,
der Fahrdienst nicht auftaucht
und das Telefon niemand abnimmt
und das Taxi auch beim vorher abzuholenden Rolli-Kind
noch nicht erschienen ist,
dann ist grosse Flexibilität meinerseits gefordert.
Mal wieder.
Ich also mit Julia im Schlepptau
wieder die Strasse runter stoffle,
um den Autoschlüssel im Haus zu holen
und dann wieder hoch zu den Garagen laufe,
wohlverstanden immer noch mit Julia,
denn ich kann sie keine Minute
unbeaufsichtigt alleine lassen,
und dann den Rollstuhl einlade
(ja genau...
da war doch noch was
mit meinem Rücken)...
Julia dann ins Sitzli setze,
und mit einer völlig durcheinandergeratenen
und die Welt nicht mehr verstehenden Julia
in die Schule fahre...
Und sie an die wartetenden,
von mir in der Zwischenzeit
informierten Betreuerinnen übergebe,
allerspätestens dann weiss ich,
dass der Tag nur besser werden kann.
Und wisst ihr was?
Er wurde es auch!
Ich hatte einen wunderschönen Tag
in Frauenfeld.
Bei einer Freundin.
Bei jemandem
der mich unendlich gut versteht.
Und das einzige,
was mich auf der Heimfahrt
noch an diesen Morgen erinnert,
ist der Gedanke vom Morgen,
dass dieser Tag,
nur besser werden kann,
als er angefangen hat.

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